Behandlung des Plattenepithelkarzinoms
der Lunge, wo der Therapiestandard bei
EGFR-positiven Patienten nach Platinthe-
rapie noch aus einem Tyrosinkinaseinhi-
bitor besteht.
Immuntherapie mit
genmodifiziertemHerpesvirus
T-VEC (Talimogene laherparepvec) ist
ein genmodifiziertes Herpesvirus, das
sich nach intraläsionaler Injektion in
Krebszellen vermehrt und dadurch das
Immunsystems anregt, diese zu bekämp-
fen. Ein dauerhaftes Ansprechen (DR, de-
finiert als CR oder PR ≥6 Monate) konn-
te bereits die OPTiM-Studie bei fortge-
schrittenen, nicht resezierbaren Melano-
men zeigen, ein signifikant längeres OS al-
lerdings bisher im Gesamtkollektiv nicht.
Neue multivariate Analysen der OPTiM-
Studie haben jedoch Hinweise gegeben,
dass insbesondere ein speziell definiertes
Maß für die Tumorgröße (die Summe der
Produkte der jeweils größten Längs- und
Querdurchmesser messbarer Läsionen)
prognostisch für OS und dauerhaftes An-
sprechen sein könnte [8]. Außerdemwird
Hoffnung auf die Kombination von T-
VEC mit dem PD1-Antikörper Pembroli-
zumab bzw. dem CTLA4-Antikörper Ipi-
limumab gesetzt. Dazu gibt es eine laufen-
de Studie imVergleich zu Pembrolizumab
bzw. Ipilimumab allein [9, 10].
Themen der Plenarsitzung
Abgesehen von der oben erwähnten Stu-
die mit Nivolumab beim Melanom, die
die Nummer 1 in der Plenarsitzung war,
stand bei den übrigen 3 Studien der Ple-
narsitzung nicht die medikamentöse The-
rapie imMittelpunkt.
Optimierte Behandung
und Nachsorge verbessern
Langzeitüberleben bei
pädiatrischen Tumoren
Eine Analyse im Rahmen der der Child-
hood-Cancer-Survivor-Studie zeigt, dass
sich innerhalb der letzten 30 Jahre die spä-
te Mortalität infolge der Behandlung deut-
lich verringert hat [11]. Dies lässt sich auf
Modifikationen der Behandlungskonzep-
te zurückführen, die darauf zielen, nicht
nur die Tumorheilung zu erreichen, son-
dern auch das Risiko lebensbedrohlicher
Spätfolgen wie Kardiotoxizität und Zweit-
malignome zu reduzieren und eine risiko-
adaptierte Nachsorge zu betreiben. In der
aktuellen Analyse wurde der National De-
ath Index benutzt, um die Spätmortali-
tät von 34.043 Patienten zu bewerten, bei
denen zwischen 1970 und 1999 eine pädi-
atrische Tumorerkrankung diagnostiziert
worden war und die mindestens 5 Jahre
überlebt hatten. Der mediane Follow-up
betrug 21 Jahre. Während dieser Periode
verstarben insgesamt 3958 (12%) der Pa-
tienten. Von den Todesfällen konnten ins-
gesamt 41% Spätfolgen der Krebstherapie
zugeschrieben werden: v. a. Zweittumoren
sowie kardiale und Lungenerkrankungen.
Beachtenswert war aber, dass sich die the-
rapiebedingte Spätmortalität innerhalb des
Beobachtungszeitraums halbierte: So star-
ben noch 12,4% der Patienten, deren Dia-
gnose in den frühen 1970er Jahren gestellt
wurde, innerhalb von 15 Jahren nach der
Diagnose, verglichen mit 6% bei denen,
die in den frühen 1990er Jahren diagnos-
tiziert wurden (
.
Abb. 2
). Diese Resultate
sprechen dafür, dass die Bemühungen, die
behandlungsbedingtenRisiken zu reduzie-
ren, erfolgreichwaren. Sowurde die Thera-
pieintensität bei einigen Erkrankungen oh-
ne Einbußen in der Effektivität verringert.
Beispielsweise wurden in den 1970er Jah-
rennoch 86%der Patientenmit ALL (akute
lymphatische Leukämie) kranial bestrahlt,
in den 1990er Jahren nur noch 22%. Auch
bei Hodgkin-Lymphomen undWilms-Tu-
mor wurden die Bestrahlungsdosierungen
reduziert. Außerdem wurde die kumulati-
ve Dosis der kardiotoxischen Anthrazykli-
ne reduziert. Neben diesenVeränderungen
habe aber für diese positive Entwicklung si-
cher auch die Verbesserung der supporti-
ven Therapie für Überlebende und ein
besseres Screening auf Therapiespätfolgen
eine Rolle gespielt.
Präventive Neck-Dissection
verbessert das Überleben
bei Mundhöhlenkrebs
Bei Plattenepithelkarzinomen der Mund-
höhle in frühen Stadien ist es günstig,
schon im Rahmen der Primäroperation
eine Neck-Dissection durchzuführen. Di-
es zeigte eine randomisierte Studie aus In-
dien, die zwischen 2004 und 2014 596 Pa-
tienten mit T1- und T2-Tumoren ein-
schloss. Nach der peroralen Exzision des
Primärtumors erfolgte in der einen Grup-
pe sofort eine elektive Neck-Dissection, in
der anderen erst dann, wenn Lymphkno-
tenmetastasen auftraten. Eine Interimsa-
nalyse von 500 Patienten mit einem me-
dianen Follow-up von 39 Monaten (Mi-
nimum 9 Monate) zeigte eine signifikant
höhere Dreijahresüberlebensrate nach
elektiver Lymphknotenentfernung (80%
vs. 67,5%; HR 0,63; p=0,01). Krankheits-
frei überlebten 69,5 vs. 45,9% der Pati-
enten diese Frist. Die Zahl der Rezidive
wurde fast halbiert (81 vs. 146). Die Er-
gebnisse sollten nach Meinung der Auto-
ren Anlass sein, die elektive Neck-Dissec-
tion bei diesen Patienten als Behandlungs-
standard zu etablieren [17].
Zerebrale Metastasen – Risiken
einer Ganzhirnbestrahlung
größer als Nutzen
Patienten mit nur wenigen kleinen Hirn-
metastasen, die zunächst mit einer ste-
reotaktischen Radiochirurgie (SRS) und
dann mit einer Ganzhirnbestrahlung
(WBRT) behandelt werden, haben im
Vergleich zur alleinigen Radiochirurgie
trotz besserer lokaler Kontrolle keinen
0
0
5 10 15 20
Jahre seit Diagnose
20
40
60
80
Anteil der Überlebenden
100
2005-11
2000-04
1995-99
1990-94
1985-89
1980-84
1975-79
Abb. 2
8
Im Jahr 2013 lebten mehr als 83% der
Kinder, die aufgrund einer malignen Erkrankung
therapiert worden waren, nach 5 Jahren noch.
Durch die immer besseren, weniger toxischen
und präziseren Therapieprotokolle verbesser-
te sich in den letzten 50 Jahren zusätzlich auch
das Langzeitüberleben. (Quelle: Plenary Session
ASCO 2015, 31.05.2015: G.T. Armstrong)
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Der Onkologe 9 · 2015
Onkologiekongresse