Dr. Annette Junker - Medizinjournalistin, Qualitätsberatung, Medical Management - page 4

che Weise unterdrückt, und wenn medi-
kamentös, dann auch mit unterschied-
lichen Medikamenten, und die Behand-
lungsdauer war unterschiedlich. Auch
sollte potenzielles Übergewicht in eine
stratifizierte Auswertung eingehen. Au-
ßerdem müssten die Langzeiteffekte die-
ser Therapie bei den recht jungen Frauen
weiter beobachtet werden. Nicht zu unter-
schätzen seien auch die im Vergleich zum
üblichen endokrinen Standard in dieser
Situation – Tamoxifen allein – deutlich
höheren Kosten der Kombinationsthera-
pie. Die Ergebnisse wurden zeitgleich mit
der Präsentation auf der Tagung im
New
England Journal of Medicine
online pub-
liziert (
NEJMoa1404037).
Duale HER2-Blockade mit
enttäuschenden Ergebnissen
Die lang erwarteten Ergebnisse der gro-
ßen ALTTO-Studie widersprachen der
Erwartung, dass eine vertikale duale Blo-
ckade des HER2-Rezeptors mit Trastuzu-
mab (T) und Lapatinib (L) im adjuvan-
ten Setting bei Frauen mit frühem Brust-
krebs einen Vorteil bringen würde [2].
In die Studie – der größten jemals mit
HER2-positiven Brustkrebspatientinnen
durchgeführten – waren in 44 Ländern
8381 Frauen mit frühemHER2-positivem
Brustkrebs aufgenommen worden. Nach
oder parallel zu einer adjuvanten Chemo-
therapie erhielten die Patientinnen Lapa-
tinib plus Trastuzumab, Trastuzumab ge-
folgt von Lapatinib, Lapatinib allein oder
Trastuzumab allein. Der Lapatinib-Arm
wurde vorzeitig geschlossen und nicht in
die Auswertung mit einbezogen. Bei hor-
monsensitivem Tumor erfolgte auch eine
antihormonelle Behandlung.
Da zwei Vergleiche überprüft werden
sollten (L+T vs. T und T?L vs. T), muss-
te p=0,025 erreicht werden, um einen si-
gnifikanten Unterschied zeigen zu kön-
nen. Nach einem medianen Follow-up
von 4,5?Jahren waren das krankheitsfreie
Überleben in den drei Armen so gut wie
gleich, nämlich 86% für T, 88% für L+T
und 87% für T?L (p=0,048 für L+T vs. T;
p=0,044 für T?L vs. T). ImVergleich zum
T-Arm kam es aber in den beiden Kom-
binationsarmen zu deutlich mehr Neben-
wirkungen, u.?a. Diarrhö (75% vs. 20%),
Rash (55% vs. 20%) und Leberfunktions-
störungen (23% vs. 16%).
Die Ergebnisse dieser Studie waren in-
sofern überraschend und für die Studien-
leier enttäuschend, als in der neoadjuvan-
ten Schwesterstudie NeoALTTO Lapati-
nib plus Trastuzumab die Rate patholo-
gischer Komplettremissionen verdoppel-
te. Dies zeigt einmal mehr, dass Studien-
ergebnisse nicht ohne weiteres von einem
Setting auf ein anderes übertragbar sind.
Erhalt der Fruchtbarkeit möglich
trotz Chemotherapie
Die begleitende Gabe des LHRH-Agonis-
ten Goserelin während einer Chemothe-
rapie bei prämenopausalem, HR-nega-
tivem Brustkrebs der Stadien?I–III zeig-
te in einer Phase-III-Studie einen positi-
ven Effekt im Hinblick auf den Erhalt der
Ovarialfunktion [3]. In der Studie wur-
den 257 Patientinnen randomisiert für
Standardchemotherapie allein oder zu-
sätzlich Goserelin (mindestens 1 Woche
vor Beginn der Chemotherapie und al-
le 4 Wochen während der Chemothera-
pie). Primärer Endpunkt war das Sistieren
der Ovarialfunktion nach 2?Jahren, defi-
niert als Amenorrhö während der voraus-
gegangenen 6 Monate und FSH-Level im
postmenopausalen Bereich. Dies war bei
22% der Frauen in der Chemotherapie-
gruppe der Fall gegenüber nur 8% derer,
die Goserelin erhalten hatten (OR 0,30;
95%-CI 0,09, 0,97; p=0,04).
In der Chemotherapiegruppe wur-
den 12 von 18 Frauen mit Kinderwusch
schwanger, in der Goserelin-Gruppe 22
von 25 (p=0,03). Für die Autoren eher
überraschend war die „Nebenbeobach-
tung“ höherer Raten an krankheitsfrei-
em und Gesamtüberleben im Goserelin-
Arm (78% vs. 89%; HR 0,49, p=0,004 bzw.
82%vs. 92%, HR 0,43, p=0,05).Wenn auch
die Studie noch ein paar Fragen offen las-
se, wollte Diskutantin Sharon Giordano,
Houston, jungen Patientinnenmit Kinder-
wunsch zukünftig diese Option anbieten.
Bei Skelettmetastasen
Zoledronsäure alle 3
Monate ausreichend
Eine Phase-III-Studie verglich bei 403
Brustkrebspatientinnen mit Knochen-
metastasen die standardgemäße monat-
liche Gabe von 4 mg Zoledronsäure mit
der gleichen Dosis nur alle 3 Monate [4].
Nach 1?Jahr war die Anzahl aufgetretener
skelettaler Ereignissen vergleichbar (22%
vs. 23,2%; p=0,724). Auch hinsichtlich an-
derer Endpunkte wie Zeit bis zum ersten
Ereignis, Veränderung der Knochenma-
ker und Nierentoxizität waren keine Un-
terscheide erkennbar. Zwei Fälle der bei
Zoledronsäure gefürchteten Kiefernek-
rose traten im monatlichen Arm auf, im
vierteljährlichen keiner.
Höhere Mortalität bei
übergewichtigen Frauen mit
prämenopausalem Brustkrebs
Vieles deutete bisher schon auf einen Zu-
sammenhang zwischen Übergewicht und
schlechterer Prognose bei Brustkrebs hin.
Eine retrospektive Datenanalyse der Ear-
ly Breast Cancer Trialists‘ Collaborative
Group (EBCTCG), die 70 klinische Stu-
dien mit insgesamt 80.000 Frauen ein-
schloss, ging dem näher auf den Grund
[5]. Periodisch waren bei diesen Frauen
Daten zu BMI, Östrogenrezeptorstatus,
Menopausenstatus, Alter und Behand-
lung erfasst worden. Nach einem media-
nen Follow-up von 8?Jahren zeigte sich
bei Frauen mit negativem Hormonrezep-
torstatus (25%) nur eine schwache Asso-
ziation zwischen BMI und Mortalität, die
nach Adjustierung für Tumor- und No-
dal-Status ganz verschwand. Bei ER-posi-
tiver Erkrankung war dagegen ein deut-
licher Zusammenhang zu erkennen, al-
lerdings nur bei prä- und perimenopau-
salem Status. Nach 10?Jahren betrug hier
die Mortalität 21,5% bei einem BMI =30
gegenüber 16,6% bei Normalgewichti-
gen (BMI 20–25; 2p<0,00001). Außer der
Überproduktion vonÖstrogenen bei Adi-
positas könne, so die Autoren, auch eine
(relative) Unterdosierung der antineo-
plastischen Therapie eine Ursache für die-
sen Effekt sein. Denn bei einer Dosierung
nach Körperoberfläche werde bei Überge-
wichtigen häufig nicht der entsprechende
Korrekturfaktor berücksichtigt. Überra-
schend war allerdings auch aus der Sicht
der Experten, dass für postmenopausale
Frauen kein entsprechender Zusammen-
hang festzustellen war. Angesichts der
vielfältigen ungünstigen Auswirkungen
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Der Onkologe 9 · 2014
Onkologiekongresse
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