Dr. Annette Junker - Medizinjournalistin, Qualitätsberatung, Medical Management - page 2

Onkologe 2014 · 20:882–888
DOI 10.1007/s00761-014-2749-4
Online publiziert: 3. August 2014
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
A. Junker
Wermelskirchen
ASCO 2014 – 50 Jahre
onkologische Forschung
auf höchstem Niveau
Chicago, 30. Mai bis 3. Juni 2014
Science und Society
hieß das Motto im
50. Jahr des Bestehens der American
Society of Clinical Oncology (ASCO):
Die Fortschritte durch onkologische
Forschungmüssten auch kontinuier-
lich und verständlich in der Gesell-
schaft wie bei den politischVerant-
wortlichen vermittelt werden, umdie
Unterstützung dafür nachhaltig zu
fördern und zu sichern, betonte ASCO-
Präsident Clifford Hudis, NewYork.
Brustkrebs
Unterdrückung der Ovarialfunktion
in Kombination mit Exemestan
Der gemeinsamen Analyse zweier Pha-
se-III-Studien, TEXT und SOFT, zufol-
ge kann der Aromataseinhibitor Exemes-
tan effektiver als Tamoxifen Rückfälle bei
prämenopausalen Frauen mit Östrogen-
rezeptor(ER)-positivem Brustkrebs ver-
hindern, wenn gleichzeitig die Ovarial-
funktion ausgeschaltet wird (OFS; [1]).
Im TEXT-Protokoll waren 2672 und im
SOFT-Protokoll 3066 prämenopausa-
le Frauen mit frühem hormonrezeptor-
positivem Brustkrebs eingeschlossen. In
der TEXT-Studie wurden die Frauen in-
nerhalb von 12 Wochen nach der Opera-
tion randomisiert und erhielten entweder
5?Jahre Exemestan plus OFS oder Tamo-
xifen plus OFS. Chemotherapie war op-
tional. Das dreiarmige SOFT-Protokoll
verglich 5?Jahre Exemestan plus OFS, Ta-
moxifen plus OFS oder nur Tamoxifen,
je nach Risikosituation mit zusätzlicher
Chemotherapie. Die Ausschaltung der
Ovarialfunktion erfolgte mit Triptorelin
(5?Jahre), Oophorektomie oder durch Be-
strahlung der Eierstöcke. In beiden Pro-
tokollen galt das krankheitsfreie Überle-
ben als primärer Endpunkt. Wegen gerin-
ger Zahl von Ereignissen wurden die bei-
den Protokolle 2011 für eine gemeinsame
Analyse zusammengeführt, vorgestellt in
der Plenarsitzung der Tagung.
Nach einem medianen Follow-up
von 5,7?Jahren betrug das krankheits-
freie Fünfjahresüberleben 91,1% in der
Exemestan/OFS-Gruppe im Vergleich
zu 87,3% in der Tamoxifen/OFS-Gruppe
(p=0,0002; HR 0,72; 95%-CI 0,60–0,86;
.?
Abb. 1
). Die Resultate waren unab-
hängig von zusätzlicher adjuvanter Che-
motherapie und Lymphknotenstatus. Bei
noch kurzem Follow-up sind bisher kei-
ne Unterschiede im Gesamtüberleben er-
kennbar. Die Nebenwirkungen entspra-
chen den bei Therapie postmenopausa-
ler Frauen mit Exemesten bzw. Tamoxi-
fen zu erwartenden: muskuloskeletale Be-
schwerden, Osteoporose und Frakturen
besonders in der Exemestan/OFS-Grup-
pe, thromboembolische Nebenwirkun-
gen öfter in der Tamoxifen/OFS-Gruppe.
Zu depressiven Verstimmungen kam es
bei der Hälfte der Patientinnen in beiden
Gruppen. Trotz insgesamt robuster Daten
zu der Therapieoption Exemestan plus
OFS bei dieser Patientenklientel wies Dis-
kutantin Nancy Davidson, Pittsburgh, auf
einige noch fragliche Punkte hin: So wur-
de die Ovarialfunkton auf unterschiedli-
100
80
60
40
20
0
0
1
2
3
4
5
6
Jahre nach Randomisierung
5-Jahres-DFS
91,1%
87,3%
Exemestan + OFS (n=2346)
Tamoxifen + OFS (n=2344)
E+OFS
T+OFS
Ereignisse
216
298
0,72 0,60-0,85 0,0002
HR 95%-KI
p
Anteil der krankheitsfreien Überlebenden (%)
Abb. 1
9
Eine adju-
vante Therapie mit
Exemestan plus OFS
reduziert signifikant
das Rückfallrisiko.
DFS
„disease-free survival“
(krankheitsfreies Über-
leben),
HR
Hazard Ra-
tio. (Nach [1])
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