Dr. Annette Junker - Medizinjournalistin, Qualitätsberatung, Medical Management - page 2

Onkologe 2015 · 21:164–168
DOI 10.1007/s00761-014-2865-1
Online publiziert: 23. Januar 2015
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015
A. Junker
Wermelskirchen
Europäischer
Krebskongress –
ESMO 2014
26. bis 30. September, Madrid
Unter demMotto
PrecisionMedicine
in Cancer Care
tagte vom 26.09. bis
30.09.2014 die Europäische Gemein-
schaft der Onkologen in Madrid. Egal,
ob Internist, Chirurg, Radiologe, Im-
munologe oder Pathologe, alle ge-
meinsam sollten an einem gemeinsa-
men Ziel arbeiten, nämlich verbesser-
ten Resultaten für den Patienten, so
die ESMO-Veranstalter.
Bronchialkarzinome
Weiterführung einer TKI-Therapie
nach Progress nicht sinnvoll
Die meisten Patienten mit EGFR-posi-
tiven nichtkleinzelligen Bronchialkarzi-
nomen (NSCLC) sprechen in der Erstli-
nientherapie auf EGFR-Inhibitoren an,
aber viele entwickeln im Verlauf eine Re-
sistenz. Bisher war unklar, ob die Behand-
lung mit dem EGFR-Inhibitor nach einer
Progression und Umstellung auf Che-
motherapie weitergeführt werden sollte
oder nicht. Für eine Weiterführung spre-
chen die Annahme der Tumorheterogeni-
tät zum Zeitpunkt der Resistenzentwick-
lung und einige retrospektive klinische
Studien. Die randomisierte, placebokon-
trollierte Phase-III-Studie IMPRESS ging
dieser Frage prospektiv nach und verglich
bei EGFR-positiven NSCLC eine Fort-
führung der Therapie nach Progression
nur mit Chemotherapie mit der Kombi-
nation aus Chemotherapie plus Gefitinib
[1]. 265 Patienten an 71 Zentren in Euro-
pa und Asien mit lokal fortgeschrittenen
NSCLC wurden nach Progression unter
der Erstlinientherapie mit Gefitinib ran-
domisiert und erhielten bis zu 6 Zyklen
Chemotherapie mit Cisplatin und Peme-
trexed entweder mit Gefitinib oder Pla-
cebo. Nach 14 Monaten war im Hinblick
auf den primären Endpunkt progres-
sionsfreies Überleben (PFS) kein signifi-
kanter Unterschied zwischen den beiden
Armen festzustellen: jeweils 5,4 Monate
[HR (95%-CI)=0,86 (0,65–1,13); p=0,273].
Auch Ansprechraten und Ansprechdau-
er unterscheiden sich nicht. Nach 2?Jah-
ren Follow-up betrug aber das media-
ne Gesamtüberleben als sekundärer Stu-
dienendpunkt 14,8 Monate im Gefitinib-
Arm vs. 17,2 Monate im Placebo-Arm.
Die Daten seien allerdings noch vorläu-
fig; erst ein Drittel der Patienten sei ver-
storben. Auch könnten die unterschiedli-
chen Therapien nach Beendigung der Stu-
dienmedikation einen Einfluss haben.
HER2-Inhibition bei NSCLC
Der Human Epidermal Growth Factor
Receptor 2 (HER2) ist seit vielen Jahren
bekannt als therapeutisches Target bei
Brustkrebs und auch Magenkrebs. Einer
in Madrid präsentierten Phase-II-Studie
zufolge spielen Mutationen am HER2-
Rezeptor auch eine Rolle bei einer Unter-
gruppe von Patienten mit NSCLC. So-
matische HER2-Mutationen kommen
bei 2–4% bei NSCLC-Patienten vor. Vor-
läufige Resultate dieser noch laufenden
Studie bei Patienten mit dokumentier-
ter HER2-Mutation weisen für Kombina-
tionstherapie mit dem neuen HER2- und
EGFR-TKI-Inhibitor Neratinib und dem
mTOR-Inhibitor Temsirolimus Ansprech-
raten von 21% und ein medianes PFS von
4 Monaten aus [2].
Brustkrebs
Duale horizontale HER2-Blockade
lebensverlängernd bei
metastasiertem Brustkrebs
Die finalen Überlebensdaten der rando-
misierten Cleopatra-Studie zeigen für
Frauen mit HER2-positivem Brustkrebs
ein deutlich längeres Gesamtüberleben
mit doppelter HER2-Inhibition zusätz-
lich zur Chemotherapie. In der Cleopat-
ra-Studie erhielten 808 Patientinnen zur
Docetaxel-Chemotherapie Trastuzumab
plus Placebo oder Trastuzumab plus Per-
tuzumab [3]. Bereits in der ersten Inte-
rimsanalyse im Mai?2012 hatte sich ein
deutlich besseres PFS mit der doppel-
ten HER2-Blockade und einem Trend
zu längerem Gesamtüberleben angedeu-
tet. Nach einemmedianen Follow-up von
50 Monaten lag nun das Gesamtüberle-
ben bei 56,5 Monaten in der Gruppe mit
Doppelblockade gegenüber 40,8 Monaten
im Vergleichsarmmit Placebo (HR=0,68,
95%-CI 0,56–0,84; p=0,0002;
.?
Abb. 1
).
Das Sicherheitsprofil im Pertuzumab-
Arm war wie bekannt: vermehrt febrile
Neutropenien (13,7% vs. 7,6%) und Diar-
rhöen (9,3% vs. 5,1%). Aber insgesamt be-
einträchtigen diese die Lebensqualität der
Patientinnen nicht, und auch die kardia-
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