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Multiples Myelom

Überlebensvorteil mit Bortezomib in der

Erstlinientherapie bestätigt

Follow-up-Auswertungen der für die Zulassungserweiterung von Bortezomib

für die Erstlinientherapie bei nicht transplantationsfähigen Patienten mit

multiplem Myelom relevanten VISTA-Studie ergaben, dass Patienten, die

eine Kombination aus Bortezomib, Melphalan und Prednison (VMP) erhalten

hatten, einen deutlichen Überlebensvorteil gegenüber den Patienten aufwie-

sen, die nur mit Melphalan und Prednison (MP) therapiert worden waren.

Die Daten wurden bei einem von Millenium Takeda und Janssen-Cilag veran-

stalteten Satellitensymposium im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen

Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO) im Oktober 2011 in

Basel bzw. auf der Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH)

im Dezember 2011 in San Diego vorgestellt.

rung des progressionsfreien (PFS) und

des Gesamtüberlebens (OS).

Längeres Überleben mit

Bortezomib

Bortezomib (Velcade®) ist der erste

zugelassene Vertreter der Proteasom-

Inhibitoren. Das Proteasom ist ein

Multiproteasekomplex, der Ubiquitin-

gebundene Proteine abbaut. Der durch

Markierung mit Ubiquitin ausgelöste

Abbau bestimmter Proteine spielt

eine zentrale Rolle für die Homöosta-

se innerhalb der Zellen. Bortezomib

hemmt reversibel das Proteasom und

löst dadurch verschiedene Signalkas-

100

AMT

kaden aus, die letztlich zum Absterben

der Myelomzellen führen.

In der multizentrischen VISTA-Studie

(VISTA: Velcade as initial standard the-

rapy in multiple myeloma: assessment

with melphalan and prednisone) [2] er-

hielten 682 zuvor unbehandelte, nicht

transplantationsfahige Patienten mit

multiplem Myelom randomisiert für

bis zu neun sechswöchige Zyklen ent-

weder

• Bortezomib (1,3 mg{m

2

{d, in den

ersten 4 Zyklen an den Tagen 1, 4,

8, 11, 22, 25, 29 und 32, in den nach-

folgenden 5 Zyklen an den Tagen 1,

8, 22 und 29) in Kombination mit

Melphalan und Prednison (9 bzw.

60 mg{m

2

{d an den Tagen 1 bis 4 in

allen 9 Zyklen) (VMP; n=344) oder

• Melphalan{Prednison allein (MP;

n=338).

Das 3-jahres-Überleben betrug im

VMP-Arm 68,5% gegenüber 54,0% im

MP-Arm. Bemerkenswert ist, dass die

Hälfte der mit Melphalan{Prednison

allein behandelten Patienten nachfol-

gend noch eine Bortezomib-Therapie

erhalten hatte, der Überlebensvorteil

einer primären Bortezomib-Therapie

durch eine spätere Gabe jedoch nicht

mehr aufgeholt werden konnte

[1,

2].

Das mediane Gesamtüberleben unter

Melphalan/Prednison allein betrug

43,1 Monate, unter Bortezomib{Mel-

phalan{Prednison war das mediane Ge-

samtüberleben nach einer medianen

Das multiple Myelom ist eine lym-

phoproliferative

Erkrankung des

B-Zellsystems und befallt insbeson-

dere das Knochenmark. Pro jahr wer-

den etwa 3500 Neuerkrankungen in

Deutschland diagnostiziert. Leitsym-

ptome sind Knochenläsionen und

Knochenschmerzen, Hyperkalzämie

mit entsprechenden Symptomen, An-

amle,

Serumeiweißveränderungen

(Gesamteiweiß erhöht, monoklonale

Gammopathie), Proteinurie mit Leicht-

kettenausscheidung (Bence-jones-Pro-

teinurie) und extrem beschleunigte

Blutkörperchensenkungsgeschwindig-

keit (BSG). Ein primäres Therapieziel

der unheilbaren Erkrankung ist eine

maximale Lebensverlängerung bei

möglichst guter Lebensqualität. Des-

halb ist die Überlebensrate Endpunkt

verschiedener Studien. Derzeitiger

Therapiestandard ist bei entsprechend

geeigneten Patienten die autologe

Stammzelltransplantation nach In-

duktionstherapie. Daran schließen

sich eine Konsolidierungs- und eventu-

ell Erhaltungstherapie an, für die ver-

schiedene Therapeutika zur Verfügung

stehen. Besonders bei älteren Patien-

ten ist aber eine Hochdosischemothe-

rapie mit nachfolgender Transplan-

tation meist nicht möglich. Mehr als

40 jahre lang galt für nicht transplan-

tationsfahige Patienten die Kombina-

tion aus Melphalan und Prednison (MP)

als Therapiestandard. Eine zusätzliche

Kombination mit Thalidomid (Thal{

MP) oder Bortezomib (VMP) führt aber

im Vergleich zu Melphalan{Prednison

allein zu einer signifikanten Verlänge-

80

BOi

tezomib/Mel[JhJlan/Prednison

(VM P)

60

c:

2l

c:

40

ci::

Melphalan/Prednison (MP)

Medianes Gesamtüberleben:

20 43,1 (MP) vs. 56,4 Monate (VMP);

HR (95%-KI): 0,695 (0,567 -0,852);

p=0,0004

00

6

12

18

24

30

Patienten unter Risiko

MP

338 301

262 240 216 196

ViviP

3!l/j

300

288

270

246 232

36

42

48

54

60

66

72

78

Zeit [Monate

1

168 153 133 112

61

24

3

216

199 176

158

78

34

Abb. 1. Endauswertung der VISTA-Studie (nach [3])

Nicht transplantationsfähige Patienten mit zuvor unbehandeltem multiplem Myelom hatten unter der Kom-

bination Bortezomib/Melphalan/Prednison ein signifikant längeres Gesamtüberleben als unter Melphalan/

Prednison allein. Die 5-Jahres-Überlebensraten lagen bei 46,0 % im Bortezomib-Arm im Vergleich zu 34,4

%

in der Kontrollgruppe.

Arzneimitteltherapie 30. Jahrgang· Heft 2·2012

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