Dr. Annette Junker - Medizinjournalistin, Medical Management - page 2

Onkologe 2014 · 20:72–74
DOI 10.1007/s00761-013-2625-7
Online publiziert: 12. Dezember 2013
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
A. Junker
Wermelskirchen
Europäischer
Krebskongress (ECC) 2013
Gemeinsame Tagung von ECCO, ESMO
und ESTRO – Amsterdam, 27.09.–01.10.
Alle 2 Jahre organisiert die ECCOmit
Partnergesellschaften den interdiszi-
plinären Europäischen Krebskongress
(ECC), die größte onkologische Fach-
und Fortbildungstagung in Europa. In
diesem Jahr kamen über 18.000 Teil-
nehmer aus 120 Ländern nach Ams-
terdam, rund 3300 wissenschaftliche
Beiträge wurden präsentiert.
Brustkrebs – Überlebensvorteil
durch erweiterte Lymph-
knotenbestrahlung bei
medialemTumorsitz
Bestrahlung der Lymphknoten entlang
der Mammaria interna und medial-su-
praklavikulär verlängert der EORTC-Stu-
die 22922-10925 zufolge das Gesamtüber-
leben sowie das krankheitsfreie und das
metastasenfreie Überleben bei guter Ver-
träglichkeit und ohne Anstieg der nicht
brustkrebsbedingten Mortalität [1]. Die
internationale Studie schloss zwischen
1996 und 2004 an 43 beteiligten Zent-
ren 4004 Patientinnen mit Brustkrebs der
Stadien?I, II oder III und medialem Tu-
morsitz ein. In etwas mehr als der Hälfte
der Fälle waren die axillären Lymphkno-
ten betroffen. Drei Viertel der Frauen wa-
ren brusterhaltend operiert, überwiegend
mit Nachbestrahlung der Restbrust. Nach
Mastektomie war bei 3 von 4 Patientinnen
eine Brustwandbestrahlung erfolgt.
Außerdem hatten fast alle mit axillä-
rem Lymphknotenbefall und drei Vier-
tel derer ohne axilläre Lymphknoten eine
systemische adjuvante Therapie. Die Ran-
domisierung erfolgte 1:1 für Bestrahlung
der Mammaria-interna- und der me-
dialen supraklavikulären Lymphkno-
ten (IM-MS) mit 50 Gy in 25 Fraktionen
oder Verzicht auf diese zusätzliche Maß-
nahme. Nach einem medianen Follow-
up von 10,9?Jahren waren in der IM-MS-
Gruppe 382 Patientinnen verstorben, in
der Nicht-IM-MS-Gruppe 429. Die Dif-
ferenz ergab sich allein durch die gerin-
gere Zahl brustkrebsbedingter Todesfälle;
dieMortalität durch andere Ursachen war
in beiden Gruppen gleich. Das Gesamt-
überleben nach 10?Jahren betrug 82,3 vs.
80,7% zugunsten der IM-MS-Bestrahlung
mit einer HR von 0,87 (95%-KI 0,76, 1,00;
p=0,056). Für das krankheitsfreie Überle-
ben war der Vorteil mit 72,1% vs. 69,1%
signifikant (p=0,044). Angesichts der ge-
zeigten Vorteile ohne erhöhte Toxizität
empfehlen die Autoren die IM-MS-Be-
strahlung bei Patientinnen mit media-
ler Tumorlokalisation. Diese Ergebnisse
weisen auch erneut auf den Nutzen einer
Lymphknotenbestrahlung ergänzend zur
Radiatio der Restbrust hin.
Malignes Melanom
– Langzeitüberleben
möglichmit Ipilimumab
Patienten mit fortgeschrittenen Melano-
men, diemit demmonoklonalen Antikör-
per Ipilimumab behandelt wurden, kön-
nen 10?Jahre und länger überleben, wie
eine gepoolte Analyse von 1861 Patien-
ten aus 12 prospektiven und retrospekti-
ven Studien sowie der Daten von fast 3000
Fällen aus einem Expanded-Access-Pro-
gramm ergab [2]. Zwei Drittel der Stu-
dienpatienten waren vorbehandelt. Ipili-
mumab wurde mit 3 mg/kg (n=965) oder
in der experimentellen Dosis von 10 mg/
kg (n=706) eingesetzt. Auf die Induktion
mit 4 Zyklen folgte meist eine Weiterbe-
handlung. Bei den Studienpatienten, von
denen 254 mindestens 3?Jahre nachbeob-
achtet wurden, betrug das mediane Ge-
samtüberleben 11,4 Monate (95%-KI 10,7–
12,1). Die Dreijahresüberlebensrate betrug
26% ohne und 20% mit Vorbehandlung.
In der Kaplan-Meier-Überlebenskur-
ve beginnt zu diesem Zeitpunkt ein Pla-
teau, das bis 10?Jahre reicht, unabhängig
von der Therapielinie, der Dosierung von
Ipilimumab und/oder Erhaltungstherapie.
Im gesamten Analysekollektiv unter
Einschluss der Expanded-Access-Patien-
ten lag das mediane Gesamtüberleben nur
bei 9,5 Monaten (95%-KI 9,0–10,0), aber
auch hier war nach etwa 3?Jahren für ein
Fünftel der Patienten ein Plateau in der
Überlebenskurve erkennbar, das sich über
mindestens 10?Jahre erstreckt. Die Lang-
zeitdaten dieser bisher größten Analyse
zum Gesamtüberleben von Patienten, die
mit Ipilimumab behandelt wurden, sollten
nach Auffassung der Autoren als Bench-
mark für zukünftige Melanomtherapien
angesehen werden.
Überlebenszeit bei
Krebs korreliert mit den
Gesundheitsausgaben
eines Landes
„Jeder Mensch hat das Recht auf Zugang
zur Gesundheitsvorsorge und auf ärztli-
che Versorgung nach Maßgabe der ein-
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